Wir haben einen tolle Idee: Mit Menschen über Geld reden! Leider oft ein belastetes und auch belastendes Thema. Wie kann also ein Format aussehen, das fachliche Inputs mit Dialogen auf Augenhöhe verbindet? Niederschwellig und doch informativ-anspruchsvoll? Wir starten ein Experiment – und laden zu einem Teaser-Abend als Prototyp für den entstehenden Finanz-Zirkus-Zyklus.

Begonnen hat alles mit: Zigarettenbörek. Georg und Hanna lernen sich bei einem 40er-Festl im Wiener Derwisch kennen – und verpassen vor lauter Plauderstoff die Show-Einlage des Abends. Aus dem Party-Talk über Geld, Arbeit, neue Wirtschaft, Organisationskultur und Investments wird eine Reihe ausgedehnter Augarten-Spaziergänge, es ist Lockdown. Was tut mein Geld in der Welt? Wie kann ich das herausfinden und aktiv gestalten, wo es wirksam wird? Was heißt “Nachhaltigkeit” im Kontext Finanzen? Wie hängen meine Investitionsziele mit diversen Anlageformen zusammen? Welche Strategien eignen sich für den Aufbau einer Altersvorsorge? Wie prägen mein soziales Umfeld, mein familiärer Kontext, etc. meinen Bezug zu Risiko bzw. Sicherheit? Wie lege ich ein Depot an, und wie interpretiere ich dann verschiedene Kursbewegungen? Und: Was hat das alles mit Gefühlen zu tun?

Trotz den Anstrengungen der Pandemie die Erkenntnis: Wow, mit so viel Leichtigkeit und spielerischer Neugier über Geld reden – das ist neu. In diversen Anschlussgesprächen im Nahumfeld stellt sich heraus: Viele weitere Menschen stellen sich ähnliche Fragen, finden aber keinen Einstieg oder trauen sich erst gar nicht zu, Geld ins Gespräch zu bringen. So entsteht im Sommer 2021 die Idee, einen Zyklus an Impulsabenden zu organisieren: Fach-ExpertInnen bringen nützliches, praxisorientiertes Wissen ein, das TeilnehmerInnen sofort umsetzen und ausprobieren können.
Macht das Sinn? Ist das nützlich? Braucht das die Welt? Man weiß es nicht! Also: Ein Prototyp muss her. Deshalb organisieren wir als Auftakt und “Geburtsstunde” des Finanz-Zyklus einen Teaser-Abend. Er soll Ausblicke auf potentielle Themen der ersten Event-Reihe geben, aber auch Feedback und Inputs abholen, um dieses Format wirklich nützlich zu gestalten.

Hereinspaziert!

Am 10. November 2021 kommen neun Gäste und drei Impuls-GeberInnen im STUDIO11 in 1010 Wien zusammen. Die Hosts erzählen die eingangs erwähnte Entstehungsgeschichte des Zirkus-Projekts, dann gehen die Mini-Impulse los: Je 12 Minuten pro Thema, kurz & knackig. Wir sitzen im Sesselkreis, die SprecherInnen sind an verschiedenen Orten im Raum verteilt, und wechseln zwischen Pinnwand, Flipchart, TV-Screen und Post-It-Wand. Los geht’s:

  • Weißt du, wer dich berät? Burga erläutert die unterschiedlichen rechtlichen Rollen von VersicherungsvermittlerInnen: Warum ist es für KundInnen wichtig, zu wissen, ob sie von MaklerIn, VersicherungsagentIn oder einem/einer Angestellten einer Versicherung betreut werden? (Oder gar von „Pseudo-Agent“ oder „Schein-Makler“?) Als Ausblick auf das Frühjahr bot Burga an, die „Bedingungen“ von den wichtigsten Versicherungen – etwa Haushalt – zu beleuchten, z.B. den Begriff der „Obliegenheit“ zu klären.
  • Wie erkläre ich den Finanzmärkten, was ich will? Georg zeichnet den Kapital-Kreislauf auf ein Flipchart und erzählt, wie “Nachhaltigkeit” in der Fondsindustrie interpretiert wird während in der realen Wirtschaft dieses Thema viel prozess-orientierter angegangen wird. Für Frühjahr ist der Zusammenhang von Risiko und Zeit ein Thema!
  • Was tut dein Geld? Hanna berichtet von ihrer Auseinandersetzung mit Geld als einer Reise von Ahnunglosigkeit über Projektfinanzierungen zu ETF-Depot und betonte die vielfältigen Reaktionen auf ihre Fragen – von vehementer Ablehnung bis Neugierde. Der Umgang mit Geld, so Hanna, ist durch vielfältige Einflüsse bestimmt – etwa Familie – und entsprechend ist die Auseinandersetzung eben auch ein umfassendes Abarbeiten dieser Einflüsse.

Im Anschluss eröffnen wir eine Dialog-Runde mit Feedback und Reflektion zum Gehörten. Viele Inhalte sind anschlussfähig und machen Lust auf mehr! Auch sehr unterschiedliche Aspekte rund um Geld & Finanzen zu beleuchten ist sinnvoll und hilfreich. Partizipation und Auseinandersetzung in Form von Workshops ist fein – doch wie kann das gelingen, ohne unbedingt die persönlichen finanziellen Verhältnisse öffentlich zu machen? Wir diskutieren Varianten von Opt-In und Opt-Out, die Möglichkeit von Beispiel-Cases (z.B. für einen exemplarischen Investmentplan) und andere Spielarten. Viel “Food for Thought” für die Gestaltung der Zyklus-Termine!

Heißen Dank an alle, die mitgemacht haben, wir freuen uns schon sehr auf mehr!